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Selinunte

Archäologisches Gebiet im Territorium von Castelvetrano, 2 km vom Meer entfernt, zum Schutz der Ruinen von Selinunte eingerichtet.
Selinunte wurde als griechische Kolonie von Megara Hyblaia 628 v. Chr . (laut Thukydides) oder 650 v. Chr. (laut Diodor) gegründet. Der Name soll sich von einer wilden Pflanze der Gegend, dem Selino (Sellerie, Apium graveolens) oder auch vom nahen Fluß, dem Selinos (heute Modione) herleiten.
Die Beziehung zwischen der autochthonen Bevölkerung und den Griechen war von Anfang an alles andere als friedlich.
Die Geschichte Selinuntes, wie es auch breitestens die geschichtlichen Quellen bezeugen, war voller Auseinandersetzungen und Kriege, vor allem mit der Stadt Selinunte, ihrer erbitterten Feindin.
Selinunte wurde jedoch sehr bald reich und mächtig, so daß sie im 6. Jh. v. Chr. ihrerseits im Osten, Richtung Agrigent, eine Unterkolonie, nämlich Eraclea Minoa, gründen konnte.
Gerade in dieser Epoche kam es zur Einrichtung der Tyrannis, dem Anknüpfen guter Handelsbeziehungen mit den Karthagern und der städtischen Ordnung, die verbunden war mit der Schaffung imponierender architektonischer Werke wie den beiden Tempeln der Akropolis, die von den Archäologen in Ermangelung der richtigen Namen C und D genannt wurden, und jenem auf dem Hügel, der F heißt.
Im 5. Jh. endete die Tyrannis, aber die karthagofreundliche Politik hielt an, was die Neutralität Selinuntes im griechischpunischen Konflikt erklärt, der seinen Abschluß 480 v. Chr. in der Schlacht von Himera fand. Die Bauleidenschaft, die die Tyrannis gekennzeichnet hatte, wurde wieder aufgenommen und führte zur Errichtung der Tempel A und O sowie zu einer allgemeinen Ordnung der Stadtgebiete, die am prestigeträchtigsten waren.
Als der Peleponnesische Konflikt auf Sizilien überging, wurde Selinunte an der Seite Selinuntes hineingezogen, allerdings konnte sie der Verbündeten keine Hilfe leisten, aufgrund des Einspruchs von Agrigent und anderen Städten, die an Athen gebunden waren.
Nach dem Sieg der attischen Flotte in Sizilien glaubte Selinunte die ewige Rivalin Selinunte endlich liquidieren zu können, wurde aber von den Karthagern daran gehindert. Diese eroberten 409 v. Chr. nach einer neuntägigen Belagerung Selinunte und zerstörten die Stadt.
Auf den Ruinen richteten die Sieger eine Festung ein und beschränkten somit die Stadt auf das Gebiet der Akropolis. Die punische Stadt, durch zahlreiche archäologische Fundstücke bezeugt, Überdauerte bis zur Hälfte des 3. Jhs. v. Chr., als das Gebiet unter römische Herrschaft kam.


Sehenswürdigkeiten
Die Stadt erstreckte sich über ein Gebiet, dessen Größe man sofort bei der Ankunft erfaßt. Hier auf dem östlichen Hügel liegen die Tempel E, G und F.
Der Tempel G, der weiter nördlich steht (rechts, wenn man die Zone betritt), war gedacht als eines der imponierensten religiösen Gebäude der klassischen Architektur, ähnlich wie z.B. der Tempel des olympischen Zeus in Agrigent.
Er wurde 530 v. Chr. begonnen, als Selinunte 409 v. Chr. fiel, war er noch nicht fertiggestellt. In den Steinbrüchen von Cusa, die 8 km entfernt in westlicher Richtung liegen, sieht man noch Steinblöcke, die die gleichen Dimensionen wie die Säulen dieses außergewöhnlichen Tempels haben, dessen Höhe ungefähr 30 m erreichte.
Die lange Erbauungszeit (ca. 40 Jahre) verursachte Abweichungen des Stils: der dorische Stil ist mehr an der Westseite entwickelt.
Der Tempel F ist der Kleinste: betrachtet man die Ruinen, wird klar, daß er jeweils 6 Säulen an den Fronten und 14 an den Seiten zählte; seiner cella (Hauptraum) ist ein pronaos (Vorhalle) vorangestellt, es fehlt das opisthodomos (Raum hinter der cella).
Der dritte Tempel E geht auf das Jahr 460/50 v. Chr. zurück und hat dorische Formen, 6 Säulen an den Fronten, 15 an den Seiten; vor dem Hauptraum (cella) steht eine Vorhalle (pronaos in antis), die von zwei Säulen getragen wird und der das Allerheiligste (adyton) folgt, das im Verhältnis zum Hauptraum höher liegt. Der Tempel war aufgrund eines Erdbebens zusammengebrochen.
1960 wurde er wieder aufgebaut, nachdem man ihn vorher erst ganz demontiert hatte (Anastylose), was zahlreiche Kritiken provozierte. Von diesem Tempel stammen die wunderbaren Metopen mit den mythologischen Sujets, die im Regionalen Archäologischen Museum von Palermo aufbewahrt sind. (Die Überreste zweier weiterer Tempel sind unter dem Tempel E entdeckt worden).
Geht man jetzt Richtung Süden weiter. wo sich die anderen sichtbaren Ruinen befinden, trifft man auf die Überreste der mächtigen Befestigung, die die Stadt seit archaischer Zeit umgaben.
Andere Mauerteile stammen aus der ersten Hälfte des 5. Jhs.
Das erste, worauf man trifft, ist die punische Stadt: ein geheiligter Bezirk, der den Opferungen geweiht war sowie die Siedlung mit Blendrahmenmauern.
Auf den Fußböden ist das Zeichen der Göttin Tanit, des Heroldsstabes und des Stiergottes zu sehen.
Die Tempelreihe setzt sich fort mit den Überresten des dorischen Tempels O und dem Tempel A, der dem ersteren ähnelt. Beider Entstehungsdatum ist unsicher (zwischen 490 und 460 v. Chr. ?).
Die Wohnhäuser und Läden dieses Bereichs bezeugen zusammen mit den Tempeln deren Doppelfunktion des öffentlichen und Privaten.
Es gibt noch die Überreste von zwei weiteren Kultgebäuden zu sehen, das Megaron (Kern eines Tempels) und den sogenannten Tempel B, der ionische Säulen und einen dorischen Fries aufweist.
In der Mitte dieses riesigen antiken temenos (Heiliger Bezirk) erhebt sich der grandiose Tempel C, der 560 v. Chr. begonnen wurde. Eingestürzt, wurde er zum Teil 1939 wieder aufgerichtet, nach der üblichen Anwendung der Anastylose. Der archaisch dorische Tempel zeigt Überreste seiner 6 Säulen der Front und 17 der Seiten; der höher gelegenen cella geht das adyton mit 4 Säulen voran.
Drei Metopen der Front befinden sich im Archäologischen Museum von Palermo. Sie stellen Beispiele der höchsten Vollendung der Bildhauerkunst Selinuntes dar. Ebenfalls in Palermo befindet sich ein Teil der Dachdekoration, die aus pflanzlichen, geometrischen und Blumenelementen besteht.
Ihren Höhepunkt stellt der Kopf der Gorgo aus Terrakotta dar, der die Hauptfront des Tempels schmückte.
Mehr in Richtung Norden sieht man die Überreste des Tempels D, der dem vorhergehenden ähnelt. Im äußersten Südosten des temenos befindet sich ein großes Tor in L-Form, das den inneren Bezirk abgrenzte.
Der nordwestliche Bereich der Akropolis war als Markt eingerichtet mit Läden, Versammlungsplatz (agora) und ringsum liegenden Wohnhäusern.
Geht man noch weiter Richtung Norden, erreicht man das Tor, das die Akropolis abschloß. Es ist verbunden mit einer Reihe von Türmen und Befestigungen und stellt den Angelpunkt des ganzen Verteidigungssystems von Selinunte dar.
Der Hügel Gaggera: Steigt man vor der Akropolis in das Tal des Modione hinab, trifft man auf den Hügel Gaggera, der in der Nähe der Mündung des Flusses liegt. Hier befand sich einer der zwei Häfen Selinuntes.
Weiterhin stand hier das Heiligtum der Malophoros (6. Jh. v. Chr., es war der Göttin Demeter, der Erdmutter, geweiht) und der sogenannte Tempel M, der wahrscheinlich ein großer Kultbrunnen aus dem 6. Jh. v. Chr. war und von einer naheliegenden Quelle gespeist wurde.

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