Kalabrien, Teil der einstigen Magna Graecia, ist Geburtsort unserer Kultur, birgt die Wurzeln unseres Wissens und ist ein Land voller Überraschungen. Archäologische Fundstücke von unschätzbarem Wert liegen über das ganze Gebiet verstreut, Badegäste können sich an unversehrten Strandflecken erfreuen während die einheimische Traditionsküche die Gaumen verwöhnt.
Den herrlichen Bronzestatuen von Riace (eine dieser Statuen wird Phidias, dem großen griechischen Bildhauer aus dem 5. Jahrhundert v.Chr., zugeschrieben), die nach ihrer Freilegung seit Anfang der 80er Jahre im Nationalmuseum der Magna Graecia in Reggio Calabria ausgestellt sind, ist es zu verdanken, daß jährlich Tausende von Besuchern nach Kalabrien reisen. Für viele ist diese Region mit ihrem weiten, herrlichen Meer, der üppigen, zum Teil noch wilden Natur, den zahlreichen Architektur- und Kunstwerken eine wirkliche Überraschung. Einmaliges, faszinierendes Kalabrien der tausend Facetten. Von besonderer Schönheit ist beispielsweiseder Codex Purpureus, ein griechisches Evangeliar aus dem 6. Jahrhundert, das im Diözesanmuseumvon Rossano aufbewahrt wird. Dieses seltene Exemplar liturgischer Buchmalerei ist mit silbernen Buchstaben verziert und mit herrlichen Figuren und religösen Szenen ausgeschmückt. Wer die malerische Küste von Tropea am Tyrrhenischen Meer (Kalabrien hat auch eine Küste zum Ionischen Meer) nicht kennt, wird mit Sicherheit beeindruckt sein. Aber, wie wir wissen, nehmen die Überraschungen in Kalabrien kein Ende.
Das heutige Italien ist in Kalabrien geboren; man kann sagen, dass Italien seinen Namen und sein Bestehen dieser Region zu verdanken hat, genauer gesagt, dem antiken Volk der Italiker.
Wo sonst, wenn nicht hier, in einem von zwei Meeren umgebenen Land, im Zentrum des Mittelmeers, könnte die Magna Graecia entstanden sein - optimale Lage um Seeleute und Völker aus dem Inland aufzunehmen.
Aber auch Reste einer noch älteren Epoche, der prähistorischen, birgt das Land, ebenso wie beeindruckende mittelalterliche Landschaften, inmitten eines Potpourri aus Formen und architektonischen Kunstwerken.
Nur wenige Kilometer trennen Kalabrien von Sizilien. In Kalabrien findet man noch heute etwas vom Zauber und vom Leben der Mittelmeervölker, die sich einst hier niedergelassen hatten.
Byzantiner und Nordafrikaner hinterließen ihre Spuren in antiken Kultstätten, Wohngebäuden und Stadtstrukturen.
Auch in der Sprache und in den Gesichtszügen der heutigen Einwohner, sowie in der Musik und in den Volkstänzen, spiegeln sich die mittelöstlichen Einflüsse wieder. Wunderbar anzuschauen sind diese Volkstänze, die von traditionellen mediterranen Musikinstrumenten begleitet werden.
Auch albanische Sprachinseln beherbergt Kalabrien: Im Herzen des Sila-Gebietes ließen sich vor ca. 500 Jahren albanische Flüchtlinge nieder. Ein Besuch in diesen Ortschaften ist wie eine Zeit- und Raumreise: Die Arbresh-Sprache wird dort noch heute gesprochen, Handwerk und Gastronomie werden noch nach alten Traditionen gepflegt.
In einem Land mit so vielen kulturellen Einflüssen sind natürlich auch ebenso viele religiöse und spirituelle Traditionen beheimatet. Die Bewohner Kalabriens feiern viele Feste nach alten, populären und heidnischen Riten. Beispiele dafür sind die spektakulären Zeremonien zu Ehren der Madonna di Palmi oder die Riten der „Vattienti“ (Selbstgeißler) in Nocera Torinese in der Provinz von Lamezia Terme.
Vom religiösen Eifer zeugt auch die eindrucksvolle Kartause Serra San Bruno, das erste Kartäuser-Kloster in Italien, in dessen Klosterpark man eine überwältigende, mystische und geheimnisvolle Atmosphäre verspürt.
Zwei überlebensgroße griechische Statuen, die Bronzen von Riace, die am Meeresgrund entdeckt wurden und seit den 80er Jahren im Nationalmuseum der Magna Graecia ausgestellt sind, bilden das Wahrzeichen der Stadt Reggio Calabria. Eine der Bronzen ist wahrscheinlich auf Fidia, den großen griechischen Bildhauer des 5. Jh. v.Chr., zurückzuführen. Die zwei Statuen stellen göttlich wirkende Menschen, mit perfekten Gesichtszügen und harmonischen Proportionen dar.
Kalabrien spricht alle Sinne an. Besonders verwöhnt wird der Geruchssinn durch die Düfte der typisch mediterranen Macchia an wild-blühenden Küstenabschnitten. Die Düfte der Nadelbäume auf dem Sila-Gebirge versüßen hier die Luft. Am meisten verbreitet sind die für die Zone typische Schwarzkiefer, diverse Buchengewächse und die Edeltanne.
Gleich beeindruckend ist die Farbenvielfalt: Rot wie die Erde und der überall wachsende „Peperoncino“ (Pfefferschote), grün wie die schroffen Sila-Berge und die Wälder die das Tal überziehen, tief-türkis ist das Meer vor den Küsten von Scilla und Tropea, ockergelb sind die Gebäude von Gerace aus der Zeit der Normannen, das Schloss von Cosenza sowie die prächtige Kirche „La Cattolica“ von Stilo.
Als echter Küchenheld bezeichnet, wird dem „piparedduzzu“, dem „Peperoncino“, sogar ein eigenes Fest gewidmet, das Gastronomie-Festival in Diamante. Das „rote Gold“ ist eine wichtige Zutat vieler Gerichte der lokalen Küche: Es perfektioniert den Geschmack und erinnert an den mittelorientalischen Einfluss der kalabresischen Küche. Der „Peperoncino“ ist die Basis für unzählige Saucen und Gewürze; die „n’duja“ ist das Paradebeispiel für die Wirkung die das rote Gemüse erzielt: eine scharfe, mit „Peperoncino“ gewürzte Wurst, die sich hervorragend als Vorspeise oder zum Abschmecken von verschiedenen Gerichten eignet.
Ein weiteres typisches landwirtschaftliches Produkt von gastronomischer Bedeutung ist die rote Zwiebel von Tropea. Ebenso ausgezeichnet schmecken das native Olivenöl („extravergine“), der Wein, die Liköre, die verschiedenen Wurstwaren sowie der Pecorino-Käse des Monte Poro und die "Ricotta".