Der letzte Doge von Venedig, Ludovico Manin, zog sich in diese Region zurück, als die Republik Venedig gegen Ende des 18. Jahrhunderts unter den Oberbefehl Napoleon Bonapartes geriet. Wer heute die Villa Manin in der Provinz Udine besucht, verspürt noch eine gewisse traurige Atmosphäre, als könnte die Erinnerung an den alten Dogen, der hier seinen Lebensabend verbrachte, die Besucher in melancholische Stimmung versetzen. Gerade dieses Gefühl aber verleitet zu einem intensiven, ästhetischen Kunstgenuß. Diese Melancholie ist in dieser schönen und zugleich strengen Grenzregion überall zu verspüren. Fast jede Stadt hat ihr eigenes Museum (von besonderem Interesse sind die Museen in Udine, Tolmezzo, Pordenone, Cividale del Friuli, Gorizia, Aquileia) und überrascht durch eine Vielzahl von Architekturstilen (in Udine stehen sich im Stadtzentrum das Rathaus in gotisch-venezianischem Stil und das wunderschöne Jugendstilcafé aus dem 20. Jahrhundert gegenüber) und kulturellen Einrichtungen (alte und neue Kunstgalerie in Udine). Besonders eindrucksvoll ist die Basilika von Aquileia, einst bedeutendes Zentrum des Römischen Reiches. Reich an Geschichte, Kultur, alten und modernen Kunstschätzen ist das von großen Literaten (James Joyce, Italo Svevo, Umberto Saba undviele andere) geliebte und vielbesungene Triest, die einzige italienische Stadt mitteleuropäischem Charakter. Grado, in der Provinz Gorizia, ist für viele Touristen, die ein stilles Meer und ein gesundes Klima suchen, ein beliebtes Reiseziel.
Wenn man von Venetien spricht, denkt man sofort an Venedig, an den Markusplatz, die große Lagune, die Gondeln auf dem Canal Grande, die Säufzerbrücke, den zügellosen Karneval, die großartigen Bau- und Kunstwerke, die prunkvollen Stadtpaläste, den Zauber der Gassen ("calli"), das internationale Filmfestival, die Kunstbiennale, das Theater Fenice (das vor ein paar Jahren durch einen Brand zerstört wurde und wieder aufgebaut worden ist), die angesehene Universität, die vielen Zeichen einer einst herrlichen und reichen Seemacht, die fünf Jahrhunderte lang das Mittelmeer beherrschte. Aber Venetien ist nicht nur Venedig und die venezianische Landschaft nicht nur Meer. Die Gebirgslandschaft dieser Region ist von seltener Schönheit. Von Cortina d'Ampezzo, dem berühmter und Wintersportzentrumin der Provinz Belluno, stellen die Dolomiten ein großartiges Schauspiel dar. Das einmalige Podelta in der Provinz Rovigo ist dagegen von außerordentlichem Naturinteresse. Padua, die alte Universitätsstadt, mit der majestätischen Basilika, in der die Reliquien des heiligen Antonius verwahrt werden, zieht jedes Jahr Tausende von Pilgern an. Von besonderem Interesse sind auch die Palladio-Villen, Landsitze der venezianischen Patrizier, die der große Architekt Andrea Palladio im 16. Jahrhundert entwarf und baute und die heute noch für ihre Schönheit und die ausgewogene Proportionen bewundert werden. Ein Beispiel ist die Rotonda in Vicenza. In der Arena von Verona, der Stadt, in die Shakespeare sein Drama Romeo und Julia versetzt, sollte man im Sommer auf keinen Fall auf einen Opernabend verzichten.