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Abruzzen

Abruzzen – wildes, unberührtes Land
Vom Gebirgsmassiv Gran Sasso am Meer über Naturschutzgebiete kann man in dieser Region Kunst, Traditionen und Kulinarisches entdecken

Die Abruzzen sind eine der schroffsten Regionen der Halbinsel. Die Region besteht zu zwei Dritteln aus kalkhaltigem Gebirge und das restliche Gebiet ist von einer Hügellandschaft durchsetzt. Ein Merkmal der Agrarlandschaft des Apennins in den Abruzzen sind kleine Getreidefelder, die sich stellenweise mit Waldstreifen abwechseln. Die „Monti della Laga“, der „Gran Sasso“ und die Berge der "Majella" gehören zu den höchsten und unwegsamsten Gipfeln des gesamten Apennin. Der „Corno Grande“, der zum Bergmassiv des Gran Sasso gehört, ist nahezu 3000 Meter hoch. In der adriatischen Küstenregion gibt es hingegen zahlreiche Badeorte.

Die Berggipfel der Abruzzen
Das neue Straßennetz ermöglicht es in die hohen Bergregionen vorzudringen, und diese sowohl im Sommer als auch im Winter als Touristendestinationen zu nutzen. Zu den am besten erschlossenen Ortschaften gehören Roccaraso, Rivisondoli, Pescocostanzo, Pescassèroli und Scanno.
Die drei erstgenannten Orte sind sehr gut ausgestattete Wintersportzentren mit Gondeln, Sesselliften und Schleppliften.
Pescassèroli befindet sich im Nationalpark der Abruzzen.
Scanno ist ein wohlhabendes Tourismuszentrum und liegt in einer Gebirgsschlucht in der Nähe zum gleichnamigen See. Es empfiehlt sich ein Besuch im Dorf mit seinen engen Gässchen, den kleinen Treppen, den barocken Portalen und den antiken Palästen. Einzigartig ist die Kleidung der Frauen, die sich noch heute in edle Kostüme, wahrscheinlich orientalischen Ursprungs, hüllen.

Das Hinterland
Im Schatten des Gran Sasso erhebt sich L’Aquila, wo die prächtige Basilika San Bernardino aus dem Jahre 1454 steht. In der Nähe eines Schlosses aus dem 16. Jh. befindet sich der Sitz des Nationalmuseums der Abruzzen, das Skulpturen, lokale Keramiken, archäologische Funde sowie flämische, neapolitanische und römische Gemälde ausstellt. Augenmerk sollte man auch auf die charakteristische „Fontana delle 99 Cannelle“ aus dem Jahre 1272 legen. Dieser Brunnen erinnert an die 99 Burgen, die der Legende nach die Stadt ausmachen.
- Chieti ist eine hügelige Kleinstadt in Meeresnähe mit Panoramablick und einem Nationalmuseum für Archäologie. Hier werden römische Inschriften, prähistorische Funde und ägyptische, griechische und italische Werke ausgestellt. Einen Besuch ist auch die Kathedrale aus dem 12. Jh. wert.
- Teramo ist eine vorwiegend moderne Stadt mit einigen mittelalterlichen Bauwerken. Beachtenswert ist die Kathedrale aus dem 13. Jh. und eine weitläufige Fläche mit Resten des Amphitheaters und des römischen Theaters (3.-5.Jh.).

Die Küstenregion der Abruzzen
Richtung Adria blickt der Apennin wie ein großer, umlaufender Balkon auf das Meer. Zum Meer hin flacht das Bergmassiv über eine Reihe von sanften Hügeln ab und geht in eine enge Küstenlandschaft über, die von Sandstränden gesäumt wird. Die Hauptstadt heißt Pescara und liegt an der Mündung des gleichnamigen Flusses. Empfehlenswert ist ein Spaziergang entlang der Strandpromenade bis zum Hafen und ein Besuch des Heimathauses von Gabriele D’Annunzio. Im Regierungspalast kann man das berühmte Gemälde von F.P. Michetti „La figlia di Iorio“ (1895) bewundern. Acht Kilometer südlich von Pescara befindet sich der belebte Badeort Francavilla al Mare, dessen historisches Zentrum auf einem Hügel gelegen ist. Der moderne Teil des Ortes befindet sich hingegen im Flachen. Auf der Anhöhe befindet sich das Rathaus, wo man zwei weitere großartige Gemälde von F.P. Michetti bewundern kann.

Etwas südlicher findet man die reizende Kleinstadt Ortona, die auf einem kleinen Vorgebirge gelegen ist und einige beachtenswerte Denkmäler aufweist: die Kathedrale aus dem 13. Jh. aus Tonfliesen, die auf den Ruinen des Janus-Tempels errichtet und im 18. Jh. restauriert wurde, der „Palazzo Farnese“ aus dem 16. Jh. mit der Pinakothek von Michele Cascella, der hier 1892 geboren wurde, und das Schloss Aragonese aus dem 15. Jh.

Regionales Handwerk
Nur wenige italienische Regionen können sich mit einer derart vielfältigen und weitverbreiteten Handwerkstradition rühmen wie die Abruzzen. Zu den wertvollsten Produkten gehören die Schafwollteppiche, die Stickereien aus Aquila, die Korallen aus Giulianova, die Schmiedeeisen aus Guardiagrele sowie Waren aus Kupfer und Holz, die in der ganzen Region verbreitet sind.
Nicht zu vergessen die Keramiken aus Castelli, einem kleinen Ort im „Gran Sasso“, der seit fünf Jahrhunderten das Töpferhandwerk in den Abruzzen beherrscht. Das Hauptmerkmal der Keramiken sind Verzierungen mit leuchtenden Farben – bau, orange, gelb oder grün.

Nationalpark der Abruzzen
Der Nationalpark wurde 1923 gegründet, um die lokale Flora und Fauna zu schützen. Er erstreckt sich bis ins Hochtal des Sangro und zeichnet sich durch eine wild blühende Vegetation aus. Hier gibt es freilebende Bären, Rehe, Gämse, Eichhörnchen und den apenninischen Wolf.
Das Zentrum bildet der Ort Pescasseroli, der in einen Talkessel zwischen Buchen und Kiefern eingebettet und idealer Ausgangspunkt für Wanderungen durch den Nationalpark ist.

Wechselweidewirtschaft
„Settembre, andiamo, è tempo di migrare ...“ – so lautet eine berühmte Verszeile von D’Annunzio, die einen epischen Beleg für die Wechselweidewirtschaft darstellt. Die Wechselweidewirtschaft (Transhumanz) ist ein sehr alter Brauch der Hirten in dieser Region, der sich tief in die Lebensweise der Bewohner eingeprägt hat und noch heute teilweise in der Zucht zur Anwendung kommt. Dabei werden die Herden von den Winter- auf die Sommerweiden getrieben.

Regionale Küche
In der Region der Abruzzen sind noch immer Viehzucht, Landwirtschaft und Fischfang vorherrschend. Die regionale Küche verwendet häufig würzige Zutaten – vor allem scharfe Pfefferschoten - z.B. für Pfeffersalami und Salami mit Fenchel, Mortadella aus Leber, kandierten Honig und Schafskäse. Erwähnenswert ist außerdem Safran, eine Spezialität aus Aquila und nach Aussage von Kennern der beste weltweit. Auch in dieser Region gibt es zwei unterschiedliche Küchen – die der Seeküste mit viel Fisch und jene im Inneren der Region basierend auf landwirtschaftlichen Produkten, Fleisch- und Gemüsegerichten. Unvergesslich bleiben die „maccheroni alla chitarra“. Der Name des Nudelgerichts rührt daher, dass die Teigblätter in eine Art Holzrahmen mit Drähten gelegt werden, die an die Saiten einer Gitarre erinnern. Gewöhnlich werden die Nudeln mit Soße vom Lamm oder Hammel oder mit Tomaten- und Basilikumsoße serviert.
Unter den Süßspeisen ragen die Zuckermandeln hervor.
Zu den bekanntesten Weinen gehören der Montepulciano, der Trebbiano und der Sangiovese d’Abruzzo.
In der Region gibt es alte, weitläufige Olivenhaine, von denen Öle stammen, die für Qualität und Einzigartigkeit stehen.

Berühmte Menschen
Die Abruzzen sind Geburtsort von Literaten und Denkern. Zu ihnen gehören Ovid, geboren in Sulmona, Sallust, Benedetto Croce aus Pescasseroli und Gabriele D’Annunzio aus Pescara. Der letztgenannte war es auch, der das Innenleben der Menschen, die so sehr am religiösen Glauben und den beliebten Traditionen hängen, aufgedeckt hat. Es gibt unzählige Legenden, deren Hauptdarsteller Heilige oder Dämonen sind.

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