Nach Meinung einiger Gelehrter ist der Ursprung Caltanissettas auf das antike Nissa zurückzuführen, von dem die meridionale Siedlung ausging. Andere hingegen meinen, daß die Stadt voll den Arabern gegründet worden sei, wie der Name annehmen läßt, der aus einer Kombination des arabischen Ausdrucks Qal'at (Schloß) mit Nissa besteht.
Historische Nachrichten gibt es seit der normannischen Eroberung, als 1086 Graf Roger das Priorat San Giovanni gründete und den Anstoß zur Entwicklung des Territoriums gab. Im 14. Jh. war die Stadt Schauplatz der Kämpfe zwischen den Ventimiglia und den Chiaromonte, im Jahre 1406 ging sie an die Moncada di Paternò. Zwischen dem 15. und 16. Jh. begann die Stadt sich auch außerhalb des mittelalterlichen Mauergürtels auszubreiten und es bildeten sich die Stadtteile Santa Flavia, San Rocco, das Zigeunerviertel und San Francesco. 1818 wurde Caltanissetta Provinzhauptstadt. Nach der italienischen Einigung erhielt die Stadt einen starken wirtschaftlichen Impuls durch das Entstehen des Schwefelbergbaus.
Sehenswürdigkeiten
Das Zentrum Caltanissettas besteht in der Piazza Garibaldi, auf der sich der Dom erhebt, der zwischen dem 16. und 17. Jh. erbaut wurde. Im 19. Jh. wurden Umbauarbeiten ausgeführt, im Zuge derer die Fassade, die Apsiden, das Querschiff und die Kuppel neugestaltet wurden. Das Innere, in Form eines lateinischen Kreuzes angelegt, besteht aus drei betont länglichen Schiffen und einer Kuppel an der Kreuzung mit den Seitenflügeln. Das Hauptschiff ist mit Stuckarbeiten geschmückt; das Gewölbe wurde von Wilhelm Borremans 1720 mit Fresken ausgemalt; im vorderen Teil wurden die Fresken erneuert, um die Schäden des Zweiten Weltkriegs wieder gutzumachen. Des weiteren befindet sich im Hauptschiff eine schöne Orgel des 17. Jh. und über dem Hauptaltar ein beachtens wertes Altarbild des bereits erwähnten Borremans, das die Unbefleckte darstellt. In den Kapellen sind schöne bildhauerische Werke zu sehen: die Unbefleckte von 1760 aus Holz, das mit Silberblättchen drapiert ist (in der zweiten Kapelle rechts), sowie eine andere hölzerne, farbig gefaßte Statue von Stefano Li Volsi, die den Erzengel Michael darstellt; zwei Statuen aus Marmor (die Erzengel Gabriel und Raffael, 1753) von Vincenzo Vitaliano befinden sich in der Kapelle rechts des Chorraums. Eine schöne silberne Monstranz aus dem 15. Jh. wird im Kirchenschatz aufbewahrt.
Auf der Piazza Garibaldi, gegenüber dem Dom, befindet sich die Kirche San Sebastiano, die im 16. Jh. errichtet wurde. Die Fassade ist eine Neugestaltung des 19. Jhs. Im Innern wird eine hölzerne Statue des 17. Jhs. aufbewahrt, die den Heiligen Sebastian darstellt. Im nördlichen Teil des Corso Umberto I erhebt sich die Kirche del Collegio oder Sant'Agata, die 1605 im Spät-Renaissance-Stil erbaut wurde. Die Fassade, ein Werk Natale Masuccios, ist durch Gliederungen auf der hellen Wandfläche elegant verschönt; das Portal weist ein untergliedertes Tympanon und eine prunkvolle Dekoration auf.
Das Innere, in Form eines griechischen Kreuzes, ist reich an üppigen Dekorationen aus buntem Marmor und Fresken von Ludwig Borremans (18. Jh.).
Über dem Hauptaltar hängt ein Gemälde von Agostino Scilla, das Martyrium der Heiligen Agathe darstellt (1654), es ist von einem prächtigem Rahmen aus schwarzem Marmor mit Putten, einem Werk Ignazio Marabittis, umgeben. Demselben Bildhauer ver- danken wir auch den großen Altaraufsatz aus Marmor, die Glorie des Heiligen Ignazius darstellend, der auf dem prächtigen Altar links des Querschiffs steht.
Neben der Kirche befindet sich das Jesuitenkolleg, dem die Kirche angehörte, heute wird es von einer Schule benutzt.
Dem Corso Umberto folgend und sich zur Via Matteotti umwendend, trifft man auf den Palazzo Moncada, der 1635 von Guglielmo Moncada, dem Grafen von Caltanissetta, errichtet wurde.
Er bietet einen imponierenden und majestätischen Anblick, mit schönen figurengeschmückten Konsolen der Balkone im Nobelgeschoß.
Zurück auf der Piazza Garibaldi, geht man in Richtung des Ostteils des Corso Vittorio Emanuele weiter, an dessen En- de die Kirche Santa Croce liegt. Sie wurde im 18. Jh. erbaut und im Folgenden umgestaltet.
Von hier aus läuft man die Via San Domenico hinunter und durchquert das Viertel San Francesco, das durch verschlungene mittelalterliche Gäßchen charakterisiert ist, und gelangt somit zur Kirche San Domenico, die im 15. Jh. neben dem gleichnamigen Konvikt erbaut wurde. Die gewölbte Fassade wurde im 18. Jh. gestaltet.
Im Innern gibt es an Bemerkenswertem ein Gemälde von Wilhelm Borremans, das San Vincenzo Ferreri (1122) darstellt, zu sehen und ein anderes Gemälde, die Rosenkranzmadonna von Filippo Paladini über dem Hauptaltar. Die Madonna del Carmelo von 1604, die ebenfalls von Paladini stammt, war einst in dieser Kirche, befindet sich aber heute im Dom. Wieder zurück durch den Corso Umberto und die Viale Regina Margherita, erreicht man den Erzbischöflichen Palast, der im Museum der Sakralen Kunst ein Gemälde der Rosenkranzmadonna von Gian Battista Corradini aus dem Jahre 1614 aufbewahrt, sowie eine Kopie des Schmerzes von Sizilien des Raffael aus dem 16. Jh.
In der Viale della Regione 73 befindet sich das Technisch-Industrielle Institut Sebastiano Mottura, in dem das Mineralogische und Paläontologische Schwefelmuseum untergebracht ist. Weitere interessante Museen: Das Archäologische Regionalmuseum, das im Städtischen Museum in der Via Colajanni 3 Platz gefunden hat.
Seine archäologischen Bestände wer- den demnächst in der Nähe der Abteikirche Santo Spirito aus dem 15. Jh. untergebracht. In der gleichen Straße, unweit der Kirche San Pio X, befindet sich das Folklore-Museum, in dem die 15 Prozessionswagen des Gründonnerstagumzugs aufbewahrt werden.
In der Mitte der Via del Redentore trifft man auf die Via San Giovanni Bosco, die, läuft man sie hinauf, aus der Stadt führt: nach ungefähr 2 km ist man auf dem Monte San Giuliano (727 m) und kann das schöne Panorama auf die Stadt genießen.
Im gegenüberliegenden Teil, im Osten der Stadt, befinden sich die Kirche Santa Maria degli Angeli und das Schloß von Pietrarossa. Das Letztere war eine der mächtigsten Festungen Siziliens, auch dank seiner günstigen strategischen Lage.
Es wurde in muselmanischer Zeit errichtet, von den Normannen restrukturiert und im folgenden durch Friedrich II. von Aragon besetzt. Es sind davon nur wenige Ruinen übriggeblieben.
In der Nähe liegt die Kirche Santa Maria degli Angeli, die im 13. Jh. erbaut wurde; das Hauptportal, das im Chiaromonte-Stil gefertigt ist, stammt aus dem 14. Jh., wie auch das kleine Portal an der linken Seite.
Ausflüge: Verläßt man die Stadt auf der Staatsstraße 112 Richtung Enna, erreicht man die Abtei Santo Spirito, die von Graf Roger und seiner Frau Adelaide zwischen 1092 und 1098 gegründet, worden war, sie wurde jedoch in den nachfolgenden Jahrhunderten weitgehend neugestaltet. Vom ursprünglichen Plan existiert nur noch der hintere Teil, der durch drei halbzylinderförmige Apsiden, die hervorspringen, gekennzeichnet ist; sie sind massiv, unterteilt von flachen Lisenen und verbunden durch eine Reihe von kleinen hohen Bögen.
Der Eingang auf der linken Seite zeigt ein Spitzbogenportal aus dem 13. Jh., auf der Lünette befand sich einst der segnende Christus, der heute im Innern der Kirche steht. Sie besteht aus einem einzigen rechteckigen Schiff, das von einem hölzernen Dachstuhl bedeckt ist.
Die Fresken der Wände und Apsiden sind wahrscheinlich aus dem 15. Jh.; in der Halbkuppel der Apsis sieht man den Christus Pantokrator des 17. Jhs.
Fährt man auf der Staatsstraße nach Enna weiter, einer gewundenen Straße nach, erreicht man das archäologische Gebiet von Sabucina, eines einheimischen und später hellenisierten Ortes. Die Ausgrabungen haben eine Nekropolis aus der Bronzezeit ans Licht gebracht und ein einheimisches Dorf des 12.-10. Jhs. Das Dorf war zerstört worden, dann wurde es im 4. Jh. v.Chr. neu gegründet, um am Ende desselben verlassen zu werden.
4 km. von Caltanissetta entfernt befinden sich die besonders interessanten Ausgrabungen von Gibil Habil, einem hellenisierten Einheimischenort (eventuell handelt es sich um das antike Nissa), erbaut nach dem Hippodamischen System, das sich in rechtwinklig sich kreuzenden Straßen ausdrückt.