Die Stadt Adrano, oder besser Adranon, wurde laut Diodor von Dionysios I., dem Tyrannen von Syrakus, in der Nähe eines Tempels, der dem Gott Adrano geweiht war und als Personifikation des Atna galt, gegründet. In Cartalemme kann man die gewaltige griechische Ringmauer besichtigen, die anläßlich der 95. Olympiade aufgerichtet wurde.
Das Gebiet war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt, wie zahlreiche archäologische Fundstücke beweisen (Keramiken, bearbeitete Steine, Metalle, Knochenfunde), die heute im Archäologischen Museum von Syrakus zu sehen sind und aus den Orten Fogliuta, Naviccia, Pulica und Mendolito stammen. In Mendolito ist auch der Südteil der sikulisch-griechischen Stadt ausgegraben worden: Mauern, Türme, Nekropolen vom 9. bis 5. Th. v. Chr.
In der Tat war Adranon eine militärische Festung, die dazu diente, die sehr wichtige Kreuzung nach Gela und Enna im Osten und nach Catania, Naxos und Messina im Westen zu überwachen. 344 formierte sich die Stadt unter Timoleon (einem Griechen aus Korinth, der den Syrakusern gegen die Tyrannis Dionysios' II. zu Hilfe kam, siehe Syrakus).
Mit dem Sieg erhielt Adranon die politische Unabhängigkeit, die ihr allerdings 40 Jahre später durch Agathokles, den neuen Tyrannen von Syrakus, wieder abgesprochen wurde. Es folgte eine ruhelose Zeit bis Hieron II. die Stadt von den Mamertinern befreite und sie wieder Syrakus anschloß. Im Verlauf des ersten Punischen Krieges eroberten die Römer Adranon und zerstörten es; die neue Stadt erhielt einen lateinischen Namen Hadranum und wurde zur stipendiaria (tributpflichtig) erklärt. Dunkel sind die Umstände der Stadt, wie auch vieler anderer Städte, in der Kaiserzeit, der byzantinischen und gotischen Epoche.
Sie blühte erst in arabischer Zeit unter dem Namen Adornù wieder auf, der dann zu Ademo und auch Ademione wurde, erst ab 1927 hieß sie Adrano.
In der Zwischenzeit wickelten sich die Ereignisse der Normannenzeit ab: die Stadt wurde vom Grafen Roger zur Grafschaft erhoben, ging dann an dessen Nichte, die Gräfin Adelasia, über und dann an deren Sohn Adamo. Die Wechselfalle der Feudalzeit: im 14. Jh. gehörte die Grafschaft Matteo Sclafani, von diesem ging sie an die Moncada.
Das Erdbeben von 1693 richtete schwere Schäden an. Weitere Beschädigungen erlitt die Stadt genau 250 Jahre später (1943) durch das zerstörerische Zusammentreffen (sie wurde bis auf die Grundmauern vernichtet) zwischen den englisch-amerikanischen Allierten und den Deutschen in diesem Teil Siziliens. (Ein amerikanischer Oberleutnant sollte zu Kriegsende den Roman A bell for Adano, Una campana per Adano schreiben).
Sehenswürdigkeiten
Kommen wir in die Stadt, treffen wir im historischen Sinn zunächst auf die Normannen. In der Tat liegt rechts in der Via Umberto I. der Schloßturm, von dem man annimmt, daß er im 11. Jh. von Graf Roger erbaut worden sei. Er ist quadratisch und sein Anblick ist schwer und massiv, wie es einem Befestigungsgebäude zukommt. Er ruht auf einer soliden Steinbasis, die an den Ecken verstärkt ist und erhebt sich bis in eine Höhe von 34 m. Am Eingang, zu Füßen einer Treppe, wachen zwei Steinlöwen mit den Wappen der Sclafani und der Moncada. Das Schloß beherbergt heute das Archäologische Museum von Adrano, das in den drei Räumen des Erdgeschosses Fundstücke des Neolithikums und der Bronzezeit ausstellt; im zweiten und dritten Stock befinden sich die Fundstücke aus Mendolito, Adranon und vom Ätna.
In der Nähe steht die Pfarrkirche, die der Assunta geweiht ist, war ebenfalls ursprünglich normannisch, sie wurde jedoch in den folgenden Jahrhunderten bis 1811 neugestaltet und restauriert. Die Fassade wurde im 20. Jh. erneuert. Die Gemäldeausstattung im Innern, rechts und links vom Querschiff, zeigt Werke des "Lahmen von Gangi" (Salomon und Gabriel, die Verkündigung, David).
Die Kirche del Rosario ist Ende des 18. Jhs. erbaut worden, während das angrenzende Dominikanerkonvikt älter (1596) ist.
Danach kann man sich in die Via Roma zur Kirche Santa Lucia begeben - einst ein riesiges Kloster, das heute eine Schule ist. 1156 wurde es von der Gräfin Adelaide gegründet und 1776 rekonstruiert. Die Kirche besitzt eine imponierende Fassade, die dreiteilig angeordnet ist, sowie ein schönes Säulenportal.
Ihr Grundriß ist elliptisch, die Ausschmückungen elegant, wie z.B. der Rokokochor.
Über dem ersten Altar rechts hängt ein Gemälde von Giuseppe Rapisarda, einem Maler aus Catania des 19. Jh., Santa Lucia wird zur Hinrichtung geführt.
In der Kirche San Francesco in der Via Catena gibt es ein interessantes vielfarbiges hölzernes Kruzifix zu sehen, das Frà Umile da Petralia im 17. Jh. geschaffen hat, der dem steten religiösen Schaffen sein ganzes Leben und seine Kunst gewidmet hat. In San Francesco finden sich auch Überreste des Mauergürtels der antiken Stadt.
Außerhalb der Stadt, am nahen Fluß Simeto, kann man die Sarazenenbrücke (eher aus dem 14. Jh), die in einem kühnen Bogen angelegt ist, besichtigen; etwas weiter entfernt liegt die Brücke des Aquädukts der Biscari: sie ist 720 m lang und hat 31 Bogen, wurde 1761 erbaut und 30 Jahre später erneuert. Sie führte das kostbare Naß, das Wasser, zu den Ländereien des Lehens Ragana.