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Paestum

Im südlichen Teil der Ebene des Golfes von Salerno, die vom Fluß Sele durchquert wird, befindet sich das Gebiet Paestum mit einigen der schönsten Abschnitte der thyrrenischen Küste. Wir befinden uns in Kampanien, ca. 40 km von Salerno entfernt und 92 Kilometer südlich von Neapel.

Von der Unesco zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt, gehört Paestum zu einer der bedeutendsten archäologischen Stätten Italiens: Ihre drei griechischen Tempel (Paestum war eine der reichsten Kolonien Süditaliens) sind erstaunlich gut erhalten.

Reisezeit
Die beste Zeit für einen Besuch der Ruinen ist zwischen November und Mai. Die Temperatur ist mild, und das Gebiet ist nicht zu sehr überlaufen. Aber dank der Küste des Cilento lohnt sich ein Besuch in Paestum auch im Sommer.

Sehenswürdigkeiten
Paestum entstand um 600 vor Christus und hatte einst den Namen Poseidonia, da sie dem Gott des Meeres gewidmet war. Ein großes Handelszentrum wurde inmitten der Ebenen zwischen den Sümpfen errichtet. Die Normannen beraubten die Tempel, um den Dom von Salerno zu erbauen. Erst mit den heiligen Bauwerken, die bis 1750 von Wäldern und Sümpfen versteckt waren, hörten die Plünderungen auf. Der Anblick der drei Tempel, die je nach Uhr- und Jahreszeit in einem anderen Licht wiederspiegeln, kann einen nur erobern: Viele Schriftsteller, Dichter und Künstler (Goethe, Shelley, Canova und Piranesi) besuchten diese eindrucksvollen Orte, um sie dann in ihren Reisetagebüchern und Gemälden zu beschreiben. Der Besuch des gesamten archäologischen Gebiets beginnt bei der Wallfahrtskirche Hera Argiva (der Göttin der Fruchtbarkeit) aus dem sechsten Jahrhundert vor Christus: Diese liegt an der Mündung des Flusses Sele, 11 Kilometer nördlich von Paestum auf der Küstentraße nach Salerno. Sie wurde im Mittelalter zerstört, um Kalk herzustellen, aber trotz dieser Zerstörung haben sich vom Haupttempel die wunderschönen Metopen mit den tanzenden Mädchen erhalten, die heute im archäologischen Nationalmuseum von Paestum zu sehen sind. Danach folgt der archäologische Hauptkern. Dieser ist von im Rechteck verlaufenden Mauern umgeben, die etwa 5 km lang und durchschnittlich 7 Meter dick sind. Auf der Höhe der bedeutendsten Straßenachsen, vier Tore, dann Türme und Passagen und schließlich die Via Sacra, die fast mit den heiligen Bauwerken in Berührung kommt. Und schließlich die drei dorischen Tempel, die ein außerordentliches Beispiel für diesen Baustil sind: Die Basilika – oder auch Hera-Tempel- ist der größte und älteste Tempel aus dem Jahre 550 v.Chr., Seite an Seite mit dem sogenannten Poseidon-Tempel (der in Wirklichkeit ebenfalls der Göttin Hera gewidmet ist) aus dem Jahre 460 v.Chr., ein klassisches Beispiel für den dorischen Baustil (man nimmt an, dass sich die Architekten des Tempels am Zeustempel in Olympia inspiriert haben), während der Ceres-Tempel (oder Athene-Tempel) an der höchsten Stelle der Stadt emporragt und sich durch seine Verzierung mit den Kassettengesimsen auszeichnet. Innerhalb des Mauergürtels finden wir auch das Amphietheater und das Forum, Zeugnisse der römischen Beherrschung der Stadt.
Insgesamt rühmt sich das Gebiet um Paestum heute 12 fast vollständig intakter Tempel und zahlreicher weiterer Zeugnisse der glorreichen Vergangenheit. Sehr interessant sind auch die im archäologischen Nationalmuseum aufbewahrten Funde, die bis auf die romanische Zeit zurückführen: Im Museum befinden sich unter anderem auch die 33 Metopen der Wallfahrtskirche Hera Argiva, auf denen die Strapazen von Herkules, die Kämpfe der Zentauren und Episoden des Krieges von Troja dargestellt sind, sowie Fresken aus dem Jahre 480 v.Chr., die man im sogenannten Grab des Tauchers (der Name stammt von der Figur, die über den Ozean in das Jenseits abtaucht) gefunden hat: Dies ist das einzige Beispiel von griechischer Grabmalerei, die sich an dem etruskischen Stil inspiriert hat. In der Nähe des Hera-Tempels befindet sich ein zweites Museum, das dem Besucher eine richtige Zeitreise ermöglicht: Das erzählende Museum Herain am Sele (Heraion di Foce Sele), welches in einem zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderst gebauten Bauernhof beherbergt ist. Hier lassen Filme, dreidimensionale Rekonstruktionen, Videoinstallationen, Klangeffekte und Bildertafeln die Wallfahrtskirche und ihre Geschichte wieder aufleben.

Sehenswertes
Stimmungsvoll ist der nächtliche Spaziergang zwischen den Tempeln, bei dem die Touristen von Stimmen, Musik und Lichtern auf ihrem ganzen Weg begleitet werden. Ab dem nördlichen Tor des Ceres-Tempels taucht man an acht Stationen in eine einzigartige Atmosphäre ein, um die Heldentaten der großen Persönlichkeiten der Kulturen aus der Vergangenheit noch einmal zu erleben.

Die Küche
Zwei kulinarische Spezialitäten: Die kampanische Büffelmozzarella Dop (Geschützte Ursprungsbezeichnung) und die Artischocke oder “tondo” aus Paestum, die bereits seit der Antike angebaut wird und erst vor kurzem die Anerkennung des Igp-Markenzeichens erhalten hat (Igp = Indicazione geografica protetta - geschützte geographische Angabe). Und gerade der Artischocke wird jedes Jahr zwischen April und Anfang Mai die gleichnamige Sagra (Fest der Artischocke) gewidmet, bei der man das köstliche Produkt auf verschiedene Art und Weise zubereitet (gebraten, im Ofen oder frittiert) und als Zutat zu anderen Spezialitäten probieren kann: Tortiglioni mit Artischocken gefüllt, Lasagne, Braten aus dem Ofen, überbackene Auberginen mit Parmesan, Artischockenomelett, Pizza, Wurst mit Artischockencreme, Ravioli mit Artischockenfüllung. Natürlich dürfen das Olivenöl Extravergine und die außerordentlich schmackhaften weißen Feigen des Cilento bei Tisch nicht fehlen. Am besten schmecken die Feigen, wenn sie gerade vom Baum gepflückt wurden, aber auch getrocknet, vielleicht mit etwas Lorbeer, Nüssen, Mandeln oder Schokolade aromatisiert, sind sie nicht zu verachten. Optimal auch der Ziegenkäse und der “Caciocavallo” (birnenförmiger Hartkäse). Schließlich die DOC-Weine: Cilento Weiss, Rot, Rosé, Aglianico.

Der nahe gelegene Nationalpark des Cilento und des Vallo di Diano (von der Unesco zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt) ist das größte italienische Schutzebiet nach dem Parco del Pollino. Achtzig Gemeinden, Hunderte von Kilometern Küste, sowie Berge und Wälder so viel man will: Die ideale Umgebung für Trekking auf antiken Maultiertreiberpfaden, zwischen dem Grün der Erlen und Kastanien, sowie Pfade mit Ausblick und Täler reich an hundertjährigen Olivenhainen. Der Park dehnt sich von der Küste bis zu den ersten Ausläufern des kampanisch-lukanischen Apennins aus und umfasst ein sehr verschiedenartiges Gebiet: Absolut unveränderte Landschaften genauso wie stark bewohnteGegenden.

Nützliche Informationen und Tipps
Während der Sommermonate ist es zwischen den Ruinen sehr heiß. Daher wird empfohlen Wasser mitzunehmen (es reicht eine Flasche), einen Hut zur Kopfbedeckung, sowie leichtes Schuhwerk zu tragen, aber keine Sandalen , da der Weg sehr uneben ist.
Der nächtliche Spaziergang zwischen den Tempeln findet ab Anfang Juli bis zur ersten Dekade des Septembers statt. Reservierung ist nicht obligatorisch, aber empfehlenswert.
Elf Kilometer nördlich von Paestum in Capaccio gibt es ein weiteres Museum, das einen Besuch wert ist: Es ist das Museum der “Gran Tour”, oder besser der langen Reise durch Kontinentaleuropa, die vor allem die jungen Leite der britannischen Aristokratie unternahmen, um ihre Erziehung und Kultur zu vervollkommnen. Das Museum beherbergt 150 Werke aus dem 17. und 18. Jahrhundert, darunter Ölgemälde, Drucke, Gravierungen, Radierungen und Acquatinta,von all den Künstlern, die eine Reise nach Paestum unternahmen: Giovan Battista Piranesi, Thomas Major, Franz Ludwig Catel, Abraham Louis Ducros, Giovanni Volpato, Paolantonio Paoli, Morghen, Achille Vianelli, Antonio Coppola.

Jährliche Veranstaltungen
Die bekanntesten Ereignisse sind “Il Carnevale nel tuo paese”(Der Karneval in Deinem Dorf) mit einem nächtlichen Karnevalszug auf der Straße Magna Grecia in der Nähe der beleuchteten Tempel und das “ Festa del Carciofo” (Fest der Artischocke) zwischen Ende April und Anfang Mai. Im Herbst findet in Paestum die archäologiche Tourismusbörse (Borsa del Turismo) statt, die wichtigste Veranstaltung in Italien in dieser Branche.

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