Lassen Sie sich nicht abschrecken von den häßlichen Umgehungsstraßen und den Industrieansammlungen, sobald Sie das centro storico erreicht haben, spüren Sie sofort die kulturgetränkte Atmosphäre und den lebendigen Pulsschlag, die Jesi, eine der reizvollsten Städte in diesem Teil der Marken, auszeichnen. Gleich wenn man ankommt trifft man auf eine der Hauptattraktionen: die enorme Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert, auf römischen Fundamenten errichtet, befestigt mit riesigen Stützpfeilern und uneinnehmbaren Wehrtürmen, bebaut mit Wohnhäusern. Sie umschließt das historische Zentrum, dessen Straßen und Gassen zu immer neuen Entdeckungsreisen verlocken.
Beginnen Sie Ihre Erkundungen auf der Piazza Federico II am nordöstlichen Ende der Stadt, wo sich einst das römische Forum von Aesis befand.Der Name des Platzes erinnert an Kaiser Friedrich II von Hohenstaufen, der genau hier am 26. Dezember 1194 in einem Zelt geboren wurde. Friedrich II, bekannt als stupor mundi wegen seiner weltbewegenden Taten und Forschungen auf fast allen Gebieten von Kunst und Wissenschaft, gewann das Herz der Stadt, als er sie in späteren Jahren seine ganz besondere Stadt nannte, deren Namen an den von Jesus erinnere.
Die Domfassade aus dem 18. Jahrhundert, die kräftigen Karyatiden auf dem Palazzo links von der Kirche und der Obelisk in der Mitte des Platzes geben ihm ganz klar einen spätbarocken Anstrich.
Nur ein paar Schritte die via Pergolesi hinunter, und Sie sind auf der Piazza Colocci, direkt vor dem stattlichsten Gebäude von Jesi, dem Palazzo della Signoria.Dieses Musterbeispiel eines Renaissancepalastes wurde Ende des 15. Jahrhunderts erbaut von Francesco di Giorgio Martini, dem genialen Architekten aus Siena, der besonders für seine militärischen Bauwerke bekannt ist. Der zum Sprung ansetzende Löwe über dem Eingang ist Symbol für die einstige Macht der Stadt.
Achten Sie im Innern des Palastes auf den 3-rängigen Innenhof, mit Stützpfeilern aus Ziegeln auf der ersten Ebene, aus Marmor auf der zweiten und aus Holz auf der obersten.
Gehen Sie weiter die via Pergolesi entlang zur Piazza della Repubblica. Jesis größter Platz wird beherrscht vom Teatro Pergolesi (18.Jahrhundert), wo im Herbst ein anspruchsvolles Opernprogramm über die Bühne geht. Das Theater ist benannt nach dem Komponisten Pergolesi, der im Jahre 1710 in Jesi geboren wurde.
Hier beginnt der Corso Matteotti, der sich pfeilgerade durch das centro storico zieht, bis er an einem Torbogen endet, der 1734 zu Ehren von Papst Clemens XII errichtet wurde.Am schönsten ist es, den Corso am frühen Abend entlangzuschlendern. Halb Jesi ist dann unterwegs und macht eine kleine feine passeggiata.
An der parallel verlaufenden via XV Settembre liegt Jesis pompösestes Gebäude, der Palazzo Pianetti. Abgesehen von seinen hundert Fenstern läßt die Fassade nichts ahnen von der Rokokopracht, die einem innen entgegenschlägt. Am üppigsten sind die wie Zuckerguß wirkenden Stuckarbeiten in der langen Galerie. Dieser Tick zuviel von allem könnte schon wieder einen Besuch wert sein, ein Muß wird er jedoch dadurch, daß sich hier in diesem Palazzo die Städtische Kunstgalerie befindet (Pinoteca Comunale), die einige der schönsten Werke von Lorenzo Lotto beherbergt, z. B. die „Grablegung", die „Heimsuchung", eine „Verkündigung" und „Die Verurteilung der Hl. Lucia".
Ungefähr 12 km nördlich von Jesi liegt auf einem Felsen das hübsche Städtchen Morro d`Alba. Ein Besuch lohnt sich allein schon wegen des berühmten Rotweins, dem „Lacrime di Morro d`Alba", Tränen von Morro d`Alba. Niemand weiß, warum die Traube so heißt.