Gradara liegt nur eine kurze Busfahrt entfernt von den Badeorten der Adriaküste und kann deshalb mit San Marino konkurrieren, wenn es um das Lieblingsausflugsziel der Pauschaltouristen geht. Die imposante Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert, die die ganze Stadt umgibt, ist eine der besterhaltensten der Marken. Mit ihren zahlreichen Zinnen und Türmchen ist sie eines der schönsten Wahrzeichen der nordmarchigianischen Küste.
Vom großen Parkplatz aus passieren Sie die Stadttore und steigen die einzige größere Straße hinauf bis ganz oben zur Burg, vorbei an zahllosen Läden, in denen Souvenirs für jedes Alter und jeden Geldbeutel, wenn auch vielleicht nicht für jeden Geschmack angeboten werden.
Die Burg, die die Stadt überragt, gehörte der Familie Malatesta. Hier soll, so sagt die Tradition, im Jahre 1289 der Doppelmord verübt worden sein an Francesca von Rimini und ihrem Geliebten Paolo. Dante machte dieses Verbrechen durch seine Dichtungen unsterblich.
Noch mehr als 200 Jahre gelang es den Malatesta, Gradara zu halten, bis sie es dann nach einer 42-tägigen Belagerung durch die rivalisierenden Sforza ( angeführt von Federico von Montefeltro, dem Herzog von Urbino ) im Jahre 1464 an ihre Gegner verloren. Fast alles, was das Schloß an Kostbarkeiten hatte, ließ Giovanni Sforza abtransportieren für seine junge Braut, die berüchtigte Lukrezia Borgia, Tochter von Papst Alexander V und Schwester des grausamen Cesare.
Die Kapelle hat ein wunderschönes Altarbild aus lasiertem Terrakotta zu bieten, die meisten Besucher interessieren sich allerdings mehr für das Waffenarsenal und die Folterkammer.
Eine gut gemachte web site über das Schloß von Gradara und andere Burgen in den Marken finden Sie unter Incastro.
Francesca von Rimini
Francesca war die Tochter von Giovanni da Polenta, Herrscher von Ravenna.Gianciotto, ein mutiger, aber potthäßlicher Soldat, erlangte von ihrem Vater das Einverständnis, sie zu heiraten. Da er fürchtete, Francesca würde ihn wegen seiner Häßlichkeit ablehnen, überredete er seinen gut aussehenden Bruder Paolo, sich als Gianciotto auszugeben und um sie zu werben. Als der Hochzeitsvertrag unterzeichnet war, schlüpfte auf einmal der echte Gianciotto, der Häßliche, ins Ehebett, zum verständlichen Entsetzen der jungen Braut. Das Tragische aber war, Francesca und Paolo hatten sich wirklich ineinander verliebt. Als Gianciotto entdeckte, daß sein Bruder ihn betrog, brachte er die beiden Liebenden um. Dante machte sie unsterblich im 5. Gesang des „Inferno".